Fokuslenkung 

 8. März 2022

Zu meinem letzten Thema „Zukunftsoptimismus” haben mich einige Zusendungen erreicht. Die meisten drehten sich um die Fragen: Wie lenkt man den Fokus der Aufmerksamkeit ins Positive? Wie kommt man raus aus der Problemtrance? Den Ball nehme ich auf. Denn durch die aktuellen Ereignisse ist das Thema wichtiger denn je! Wie „schlecht” uns die Welt erscheint, wirkt sich nicht nur auf unser Leben, sondern auch auf unsere tägliche Arbeit, unsere Projekte und Unternehmen aus. Schauen wir uns mal ein paar Möglichkeiten der Fokuslenkung an.

Musterunterbrecher

Zuerst müssen wir die Problemtrance beenden! Der resignierte Blick auf die Fliege in der Suppe muss durchbrochen werden. Was hier hilft, ist die Musterunterbrechung. Wenn sich im Workshop die Problem- und Bedenkensortierer zusammenrotten und sich gegenseitig aufschaukeln, warum dies oder jenes so nicht geht: Pause machen. Alle mit dem Kaffee nach draußen. Oder „unabsichtlich” die Metaplanwand zu Boden knallen lassen. Oder gemeinsam Katzenvideos auf Insta schauen. Oder ein Witz … Ich habe in einem Einzelcoaching einmal einer Klientin, die bereits 20 Min. ihre Problemtrance erzählte, Wasser ins Gesicht geschnipst. Das folgende Lachen war die Unterbrechung, die es gebraucht hat.

Körper-Geist

Der Körper ist ein gutes Hilfsmittel zur Fokuslenkung. Wer aufrecht und offen steht, kann gar nicht so schlecht drauf sein, wie jemand, der zusammengesackt am Meeting-Tisch sitzt – mit ein Grund, warum Dailys im Stehen stattfinden. Gehen ist gleich noch besser, da kommen unsere Gedanken in Wallung. Der Geist folgt dem Körper.

Was hab ich geschafft?

Evolutionär hat sich unsere Bewertung der Wahrnehmung darauf ausgerichtet, das Negative mehr zu gewichten als das Positive. Das ist ja auch sinnvoll, wenn der Säbelzahntiger vor einem steht: Wegrennen war da meist die bessere Option, als das Fell zu bewundern. Nun kommen derartige Situationen heute eher selten vor. Um das Positive mehr zu gewichten, haben wir zwei Möglichkeiten: Fokus auf Dinge

  1. für die wir dankbar sind,
  2. die wir geschafft oder geschaffen haben.

In vielen Biografien erfolgreicher und optimistischer Menschen ist nachzulesen, dass sie in ihren Tagebüchern genau das immer wieder notiert haben: Wofür bin ich dankbar? Was habe ich heute gut geschafft? Siehe da, so eine ähnliche Frage gibt es auch im Daily Meeting – warum bloß? 😉 Und wem Dankbarkeit zu „eso” ist, nimmt dann: Was gefällt mir grade sehr gut?

Detoxing

Ebenso hilfreich: Schlechte Nachrichten eliminieren. Wer von früh morgens an schon die Live-Ticker der aktuellen Krisen verfolgt, diese dann noch in der Kaffeepause diskutiert und am Abend mit den Spätnachrichten ins Bett geht, braucht sich nicht wundern, wenn er schlecht drauf ist. Medien haben schon lange verstanden, dass schlechte Nachrichten besser funktionieren als gute. Und auf den Social-Media-Kanälen findet man genau das Gegenteil: Bei Facebook sind alle anderen im Urlaub, bei Insta alle immer schick essen und bei LinkedIn glänzen alle mit Business-Erfolgen. Und dieses Vergleichen stimmt auch nicht optimistisch.
Also: Runterfahren, abdrehen. Informiert bleiben, aber nicht dauerbeschallt.

Ja genau! Und…

Es gibt eine Übung, die ich aus dem Improtheater kenne: Man nimmt die Rolle zweier Experten ein, zum Beispiel für Luftbläschenfolie (LBF). Es folgen zwei Runden:

E1 sinniert: „Mit der LBF kann man ganz wunderbar Pflanzentöpfe überwintern.”
E2 kontert: „Nein, dann schimmelt alles.”
E1: „Aber man kann mit LBF tolle Knallkonzerte veranstalten.”
E2: „Und dann hat man ganz viel Müll.” …

Zweite Runde:
E1: „Mit der LBF kann man ganz wunderbar Pflanzentöpfe überwintern.”
E2: „Ja genau, und wenn man diese auf den Boden verlängert, dann knallt das lustig beim Laufen.”
E1: „Ja genau, und wenn man die Bläschen noch größer macht, haben wir eine Hüpfburg!”
E2: „Ja genau, und wenn wir sie noch größer machen, kann man kleine TinyHäuschen reinbauen.”

Siehst du den Unterschied? Ein Nein und ein Aber stoppen die Geschichte und das positive Weiterdenken. Ein „Ja genau, und …” bringt ganz neue Ideen und Möglichkeiten.

Und jetzt denk mal an das letzte Brainstorming oder den letzten Workshop., und stell Dir vor vor, welche Fülle an innovativen und neuen Ideen hätte entstehen können! Ja, auch skurrile, irrwitzige, unmögliche. Aber wie heißt es so schön: „Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hats gemacht.”