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Mindset fällt nicht vom Himmel
“Wenn der Coach sagt ‘Du hast das falsche Mindset’ ist das eine Ausrede, dass er seinen Job nicht richtig macht.” - Richard Seidl Heute möchte ich...
Die Transformation von Testprozessen innerhalb eines IT-Systemhauses bietet einen tiefen Einblick in den Wandel von Kontrollinstanz zu Coach. Vor zehn Jahren war der Fokus stark auf strikten Vorgaben und der Akzeptanz klassischer Testhandbücher gerichtet. Mit der Einführung von agilen Methoden und der Gründung von Communities of Practice wurde eine offene Kultur etabliert, in der Tester und Entwickler enger zusammenarbeiten. Dieser Wechsel hin zu einem kollaborativen Ansatz fördert nicht nur die Qualität, sondern auch das Verständnis für gegenseitige Verantwortlichkeiten. Die Erkenntnisse aus dieser Transformation zeigen, dass der Schlüssel zur Verbesserung in einem konstruktiven Austausch liegt, der langfristig Agilität und Effizienz steigert.
In dieser Episode spreche ich mit Stefan und Christian vom IT-Systemhaus der Bundesagentur für Arbeit über ihren bemerkenswerten Wandel. Sie erzählen von der Transformation ihrer zentralen Testabteilung in ein agiles QS-Coaching-Angebot für Projekte. Die Testfactory hat sich von einer kontrollierenden Funktion zu einem beratenden Partner entwickelt, der aktiv in Projektphasen integriert ist. Es wird deutlich, wie wichtig der Austausch zwischen Testern und Entwicklern ist, um Qualität von Anfang an sicherzustellen. Ihr Ansatz, Feedback von den Nutzern zu integrieren, zeigt, dass technische Prozesse lebendig und anpassungsfähig sein müssen.
"Wir müssen uns da irgendwie öffnen, haben geguckt, dass wir aus jedem Bereich vom IT-Systemhaus Leute gewinnen können für eine Community of Practice." - Stefan Brehovsky, Christian Ulrich
Stephan Brehovsky studierte Werkstoffwissenschaften an der FAU Erlangen-Nürnberg und arbeitet seit 25 Jahren in der Softwareentwicklung und im Test. Seit 2009 ist er Mitarbeiter des IT-Systemhauses der Bundesagentur für Arbeit (BA). Als IT-Architekt ist er mit seinem Team für die Beratung und Unterstützung der Projekte und Verfahren im IT-Systemhaus hinsichtlich des Testprozesses zuständig.
Christian Ulrich hat Wirtschaftsinformatik an der TH-Nürnberg studiert. Er ist seit 2008 im IT-Systemhaus der Bundesagentur für Arbeit in der Qualitätssicherung unterwegs. Seit 2016 coacht er auch agile Projekte hinsichtlich Qualitätssicherung. Darüber hinaus gestaltet er Workshops wie z.B. Testmethoden, risikoorientierte Tests oder explorative Tests und führt diese inhouse durch. Weiterhin leitet er eine CoP zur Weiterentwicklung der BA-Teststrategie.
"Von der Testfactory zum QS-Coaching" ist ein Thema, das die Transformation der Qualitätssicherung im IT-Systemhaus der Bundesagentur für Arbeit beleuchtet. Die Entwicklung von klassischen Testansätzen hin zu einem beratenden QS-Partner in Projekten steht im Fokus dieser Veränderung. In großen Organisationen und Behörden wie der Bundesagentur für Arbeit spielt Qualitätssicherung eine entscheidende Rolle, um effektive und zuverlässige IT-Lösungen zu gewährleisten.
Vor einem Jahrzehnt war die Testfactory eine zentrale Abteilung innerhalb der Organisation, die klassische Ansätze in Bezug auf Qualitätssicherung verfolgte. Hier sind einige wichtige Aspekte dieser Phase:
Diese Phase markiert den Anfangspunkt der Transformation von einer starren Testfactory zu einem flexibleren QS-Coaching-Ansatz. Durch die Reflexion über diese Vergangenheit können wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden, wie sich die Qualitätssicherung in großen Organisationen entwickelt hat. In dieser Zeit war ein Testmanager in agilen Projekten jedoch noch nicht weit verbreitet, was die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Qualitätssicherungsprozesse weiter einschränkte.
Die agile Transformation im IT-Systemhaus der Bundesagentur für Arbeit markierte ab 2014 einen entscheidenden Wendepunkt in der Qualitätssicherung. Vorher lag der Fokus auf starren Kontrollmechanismen und umfangreichen Dokumentationen, die weder zeitgemäß noch praxistauglich waren. Mit der Einführung agiler Methoden wurde ein Paradigmenwechsel eingeleitet, der nicht nur die Arbeitsweise, sondern auch die Rolle der QS-Abteilung grundlegend veränderte.
Ein zentraler Baustein dieser Transformation war die Gründung einer Community of Practice (CoP). Diese Gemeinschaft aus freiwilligen Mitgliedern verschiedener Bereiche des IT-Systemhauses dient als Plattform, um Erfahrungen auszutauschen, Probleme zu benennen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Die CoP fördert die Zusammenarbeit und sorgt dafür, dass das Wissen über Qualitätssicherung breit verteilt und gemeinsam weiterentwickelt wird.
Das ehemals umfangreiche Testhandbuch wurde dabei stark verkleinert und vereinfacht. Statt eines unübersichtlichen Word-Dokuments wird heute eine schlanke Version auf der Confluence-Plattform gepflegt. Dort sind die Inhalte leichter zugänglich und können dynamisch angepasst werden – ein großer Fortschritt gegenüber dem früheren „dicken Schinken“. Nur gesetzlich vorgeschriebene Mindestanforderungen bleiben verbindlich erhalten, während viele Details flexibler gestaltet wurden.
Ein weiterer wesentlicher Fortschritt ist die Einführung der Testquadranten als modernes Konzept zur Strukturierung von Tests. Dieses Modell teilt Tests in verschiedene Kategorien ein:
Durch diese klare Kategorisierung wird die Qualitätssicherung ganzheitlicher und deckt alle Phasen des Entwicklungszyklus ab. Dies erleichtert es den Teams, geeignete Teststrategien zu entwickeln und umzusetzen. In diesem Zusammenhang spielt das Software-Testen eine entscheidende Rolle, da es durch KI und agile Transformation geprägt wird.
Agilität steht nicht nur für schnellere Prozesse, sondern auch für mehr Zusammenarbeit und gemeinsames Lernen. Die Community of Practice sowie das neue Testkonzept mit den Testquadranten sind sichtbare Ergebnisse dieses kulturellen Wandels hin zu mehr Offenheit und Serviceorientierung in der QS-Abteilung des IT-Systemhauses.
Die QS-Abteilung hat sich von einem reinen Kontrollmechanismus zu einem Coaching-Partner für Projekte entwickelt. Hier sind einige wichtige Punkte zu dieser Entwicklung:
Statt nur zu kontrollieren, bietet die QS-Abteilung nun proaktiv Beratung und Unterstützung an.
Durch frühzeitige Einbindung in Projekte können Testkonzepte besser unterstützt und die Auswahl von Dienstleistern begleitet werden.
Aufgrund begrenzter Ressourcen liegt der Fokus auf dem Servicegedanken, um den Projekten bestmöglich zur Seite zu stehen.
Diese Veränderung hin zur Coaching-Rolle zeigt eine Verschiebung von reinem Testen hin zur aktiven Gestaltung von Qualitätssicherungsprozessen in den Projekten. Diese Coaching-Rolle erfordert jedoch auch eine gewisse Agilität und Anpassungsfähigkeit, um die Teams und Führungskräfte effektiv zu unterstützen.
Die Integration von Entwicklungstests und der Shift-Left-Ansatz spielen eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung der Qualitätssicherung in großen Organisationen wie dem IT-Systemhaus der Bundesagentur für Arbeit. Hier sind einige wichtige Aspekte zu beachten:
Innerhalb der Testquadranten im Testkonzept werden jetzt verstärkt Entwicklungstests integriert. Dies bedeutet, dass bereits in einer frühen Phase des Entwicklungsprozesses Tests durchgeführt werden, um Fehler frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Diese Entwicklungstests sind ein wesentlicher Bestandteil des agilen Softwaretests, der nicht nur die Qualität steigert, sondern auch die Rollen im Team verändert.
Der Shift-Left-Ansatz zielt darauf ab, das Qualitätsmanagement so früh wie möglich im Entwicklungszyklus zu implementieren. Durch eine frühzeitige Fehlererkennung und -behebung können Kosten gesenkt und die Gesamtqualität des Produkts verbessert werden.
Diese neuen Konzepte tragen dazu bei, die Effizienz und Effektivität der Qualitätssicherung zu steigern und stellen sicher, dass potenzielle Probleme bereits in einem sehr frühen Stadium erkannt und behoben werden können. Die Integration von Entwicklungstests und der Shift-Left-Ansatz unterstützen somit die kontinuierliche Verbesserung der Testprozesse und tragen maßgeblich zur Steigerung der Produktqualität bei.
Im Prozess der Transformation von der Testfactory zum QS-Coaching können verschiedene Herausforderungen auftreten, die es zu bewältigen gilt:
Durch einen proaktiven Umgang mit diesen Herausforderungen können Organisationen erfolgreich ihre Qualitätssicherungsabteilungen transformieren und den Übergang von starren Testfabriken zu flexiblen QS-Coaching-Partnern vollziehen.
Die Transformation von der klassischen Testfactory hin zum QS-Coaching hat die Zusammenarbeit mit den Projektteams nachhaltig verbessert. Statt als kontrollierende Instanz aufzutreten, agiert die QS-Abteilung heute als beratender Partner, was zu einem offeneren und produktiveren Austausch führt.
Wichtige Aspekte dieser Entwicklung:
Diese Erfolge zeigen beispielhaft, wie sich eine ehemals zentralisierte Testfactory in ein modernes, agiles QS-Coaching verwandeln lässt – mit klaren Vorteilen für alle Beteiligten und einer spürbaren Verbesserung der Zusammenarbeit.
Die kontinuierliche Verbesserung der Qualitätssicherung (QS) bleibt eine zentrale Herausforderung im IT-Systemhaus der Bundesagentur für Arbeit. Ein bedeutendes Entwicklungspotenzial sieht das Team in der verstärkten Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Entwicklungs- und Testerteams. Die bisherige Trennung dieser Bereiche soll zugunsten eines integrativeren Ansatzes überwunden werden.
Folgende Aspekte stehen dabei im Fokus:
Diese Entwicklungen zielen darauf ab, die Qualitätssicherung nachhaltig zu stärken und an die dynamischen Anforderungen großer IT-Projekte anzupassen. Das IT-Systemhaus setzt damit Impulse für eine zukunftsfähige QS-Kultur in behördlichen Kontexten.
Die Transformation vom klassischen Testfactory-Modell hin zu einem agilen QS-Coaching-Team bei der Bundesagentur für Arbeit zeigt eindrucksvoll, wie Change Management in großen, regulierten Organisationen erfolgreich gestaltet werden kann.
Wichtige Erkenntnisse aus diesem Transformationsprozess:
Organisationen aus anderen Behörden oder Großunternehmen können aus diesem Beispiel lernen und ähnliche Ansätze verfolgen. Der Weg von der Testfactory zum QS-Coaching eröffnet Chancen für eine moderne, effektive Qualitätssicherung, die sowohl den Anforderungen großer Institutionen gerecht wird als auch die Mitarbeiter motiviert und einbindet.
Der Transformationserfolg verdeutlicht, dass Veränderung durch konsequentes Change Management und agile Werte erreichbar ist – ein inspirierendes Modell für die Zukunft der Qualitätssicherung.
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