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Kontrolliere, was du kontrollieren kannst

Kontrolliere, was du kontrollieren kannst

Moderne Produktarbeit ist von Unsicherheit geprägt. Der Beitrag erkundet stoisches Denken als praktischen Rahmen für Entwicklung und Führung. Der Fortschritt beruht auf der Qualität der Entscheidungen, nicht auf dem Glück des Ergebnisses. Konkrete Gewohnheiten unterstützen diesen Wandel: Szenarienplanung, die aufzeigt, was passieren könnte, die 10-10-10-Regel, um Zeithorizonte abzuwägen, und ein kurzes Entscheidungsprotokoll, um Absicht, Kontext und Signale festzuhalten. Teams bereiten sich auf Rückschläge vor, konzentrieren sich auf das, was sie kontrollieren können, und üben sich in Mut, Gerechtigkeit und Mäßigung. Der Ansatz passt zu agilen Arbeitsweisen und dem allgemeinen Druck von Technik und Gesellschaft. Die stille Lektion ist einfach: Denke in Jahrzehnten, handle heute, und lass die Ergebnisse folgen.

Podcast Episode: Kontrolliere, was du kontrollieren kannst

In dieser Folge spreche ich mit Maryse Meinen über stoisches Denken für die Produktentwicklung. Was passiert, wenn du aufhörst, den Erfolg nach den Ergebnissen zu beurteilen, und stattdessen anfängst, die Qualität der Entscheidungen zu beurteilen. Maryse gibt dir Werkzeuge an die Hand, die du schon heute nutzen kannst: Szenarienplanung, die 10-10-10-Regel und ein einfaches Entscheidungstagebuch. Bereite dich auf Fehlerwirkungen vor, akzeptiere, was du nicht kontrollieren kannst, und handle mit Mut, Gerechtigkeit und Mäßigung. Das passt zu agilem Arbeiten und dem Chaos, mit dem wir in Technik und Gesellschaft konfrontiert sind.

"And what the Stoics say is, well, most things are actually outside of your control. Like other people's opinions, your body, your health." - Maryse Meinen

Maryse Meinen ist ein Produktentwicklungscoach, der Agile und Stoizismus nutzt, um Teams und Organisationen widerstandsfähiger und nachhaltiger zu machen. Sie vertritt die Philosophien des Degrowth und des Stoizismus, die dafür plädieren, mit weniger Ressourcen effizienter zu arbeiten und das Vorhandene zu schätzen. Ihr Motto lautet: Erreiche mehr mit weniger!

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Highlights der Episode

  • Beurteile Entscheidungen nach ihrer Qualität, nicht nach ihren Ergebnissen.
  • Nutze die Szenarienplanung, die 10-10-10-Regel und ein Entscheidungsjournal.
  • Bereite dich auf Fehlerwirkungen vor und akzeptiere, was du nicht kontrollieren kannst.
  • Praktiziere Mut, Gerechtigkeit und Mäßigung in der Arbeit und im Leben.
  • Stoisches Denken passt zu agiler Arbeit in Technik und Gesellschaft.

Stoicism in Software Development: Mit der Weisheit der Antike widerstandsfähige Teams aufbauen

Philosophie trifft auf moderne Software-Herausforderungen

Wie können antike philosophische Lehren den heutigen Softwareexperten helfen, mit Komplexität, Druck und Veränderungen umzugehen? In einer neuen Folge von "Software Testing Unleashed" hat sich Gastgeber Richie mit der Produktentwicklungscoach Maryse Meinen zusammengesetzt, um herauszufinden, welche überraschend praktischen Lektionen der Stoizismus für agile Teams, Tester und Product Owner bietet. Maryse Meinen, die dafür bekannt ist, agiles Denken mit stoischen Prinzipien zu verbinden, zeigt, wie diese zeitlosen Konzepte Führung, Entscheidungsfindung und sogar die Art und Weise, wie wir auf Rückschläge reagieren, beeinflussen können - nicht nur in unserem persönlichen Leben, sondern auch im gesamten Softwareentwicklungsprozess.

Was ist Stoizismus - und warum sollte es Entwickler/innen interessieren?

Der Stoizismus geht auf das alte Rom zurück. Persönlichkeiten wie Seneca, Epiktet und Marcus Aurelius entwickelten Ideen über Kontrolle, Widerstandsfähigkeit und Werte. Wie Maryse im Podcast erzählt, geht es in der stoischen Philosophie darum, zu verstehen, was wirklich in unserer Kontrolle liegt - unsere Wahrnehmungen, Entscheidungen und Reaktionen - und gleichzeitig zu akzeptieren, dass vieles im Leben (und bei der Arbeit) außerhalb dieser Kontrolle liegt. Wie die Kaiser und Philosophen der Antike sind auch Software-Teams ständig mit äußeren Einflüssen konfrontiert: unvorhersehbare Ergebnisse, wechselnde Prioritäten der Kunden und Variablen wie das Wetter oder globale Ereignisse.

Maryse merkt an, dass die Anwendung dieser Ideen den Teams hilft, sich auf die Qualität der Entscheidungen zu konzentrieren und nicht nur auf die Ergebnisse, und dass sie die Vorbereitung auf Fehlerwirkungen in eine Stärke verwandelt. Für Softwareentwickler/innen bedeutet das, dass sie sich weniger Sorgen um Metriken machen müssen, auf die sie keinen Einfluss haben, und mehr Energie in Prozesse, Klarheit und wertorientiertes Handeln investieren können.

Die wichtigsten stoischen Prinzipien für agile und Produktteams

1. Überdenke den Wert von Resultaten

Agile Teams stellen oft Ergebnisse in den Vordergrund: Geschwindigkeit, Releases, Nutzerzufriedenheit. Aber wie in der Episode besprochen, geht die stoische Denkweise davon aus, dass die Ergebnisse von unzähligen Faktoren beeinflusst werden, die außerhalb unserer Kontrolle liegen. Maryse fordert die Teams auf, ihre Aufmerksamkeit auf die Qualität von Entscheidungen und moralische Werte wie Mut, Gerechtigkeit und Mäßigung zu lenken - als Kompass für sinnvolle Fortschritte. Die wahre Messung von Professionalität liegt nicht immer in den endgültigen Zahlen, sondern in soliden, prinzipientreuen Entscheidungen auf dem Weg dorthin.

2. Bereite dich auf Fehlerwirkungen vor - hoffe nicht nur auf den Erfolg

Die stoische Praxis der "premeditatio malorum" bedeutet, dass man Dinge, die schief gehen könnten, vorhersehen und einplanen muss, anstatt vom besten Fall auszugehen. In der Softwarebranche spiegelt dies ein gutes Risikomanagement und das Testen von Szenarien wider - nicht nur für den "glücklichen Weg" zu bauen, sondern auch für den regnerischen Tag, den Grenzfall oder den unerwarteten Ausfall. Maryse betont, dass es sich dabei nicht um Pessimismus handelt, sondern um praktische Resilienz: Wenn du dich auf der Release-Party auf schlechtes Wetter vorbereitest, bist du nie unvorbereitet.

3. Denke in Dekaden: Die 10-10-10-Regel

Wenn Teams nur auf unmittelbare Bedürfnisse reagieren - Bugs in letzter Minute, Sprinttermine - können sie in kurzfristigem Denken gefangen sein. Maryse stellt die "10-10-10"-Regel vor: Wenn du Entscheidungen triffst, denke an die Auswirkungen in 10 Minuten, 10 Monaten und 10 Jahren. Dieser Ansatz rückt die langfristigen Folgen in den Mittelpunkt und schafft ein Gleichgewicht zwischen dem Dringenden und dem Wichtigen. Selbst einfache Entscheidungen (wie dein morgendliches Sandwich) können von dieser breiteren Perspektive profitieren; für die Produktentwicklung bedeutet dies, dass Funktionen und Architekturen mit Blick auf aktuelle und zukünftige Bedürfnisse entworfen werden.

Reflexion und Journaling: Konzentration auf den Entscheidungsprozess

Die Stoiker waren berühmte Verfechter der täglichen Reflexion. Marcus Aurelius, einer der ursprünglichen Philosophenkönige, führte ein Tagebuch, um über Entscheidungen und Prinzipien nachzudenken. Maryse empfiehlt eine ähnliche Praxis für Softwareteams: das Führen eines Entscheidungsprotokolls, um zu überprüfen, wie Entscheidungen getroffen wurden, unabhängig von ihrem Ergebnis. Wie Annie Duke in "Thinking in Bets" vorschlägt, sollten Teams vermeiden, Entscheidungen ausschließlich nach ihren Folgen zu beurteilen. Das Protokollieren von Denkprozessen, berücksichtigten Daten und den Gründen für Handlungen trägt dazu bei, eine Lernkultur zu fördern und die Entscheidungsfindung im Laufe der Zeit zu verbessern.

Mäßigung und Hinwendung nach innen: Der Wert der Selbstbeschränkung

Angesichts der endlosen Möglichkeiten und Experimente, die sich bieten, setzt sich Maryse für den Wert der Mäßigung ein: nur das Notwendige zu tun, Impulsen zu widerstehen und sich auf das zu konzentrieren, was jetzt wichtig ist. Das entspricht der agilen Arbeitsweise, bei der es darum geht, intelligent zu arbeiten und begrenzte Ressourcen klug einzusetzen. Manchmal ist es am besten, innezuhalten, nachzudenken und auf den eigenen moralischen Kompass zu hören - eine letzte Lektion, die sie "nach innen wenden" nennt und die auf Meditation und Selbsterkenntnis beruht, um Burnout zu vermeiden und dem Team besser zu dienen.

Antike Werkzeuge für moderne Teams

Stoizismus ist nicht nur etwas für Philosophen - er ist ein praktisches Werkzeug, um sich in den komplexen, unvorhersehbaren Softwareumgebungen von heute zurechtzufinden. Indem wir die Ergebnisse überdenken, uns auf Rückschläge vorbereiten, langfristig planen und über unsere Entscheidungen nachdenken, bauen agile Teams nicht nur bessere Produkte. Sie werden auch widerstandsfähiger, nachhaltiger und in jeder Zeile des Codes präsenter.

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