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Altes Testen vs. Neues Testen

Altes Testen vs. Neues Testen

Das Testen von Software hat sich von der manuellen Prüfung zur industriellen Automatisierung entwickelt. Die Werkzeuge haben sich verändert, aber die Denkweise ist geblieben. Der Fokus verschiebt sich von Skripten zu Modellen und jetzt zu KI, die Analyse, Design und Ausführung unterstützt. KI wirkt wie ein Helfer, nicht wie ein Jobräuber. Sie verlagert den Aufwand auf das Denken, das Risiko und die klare Berichterstattung. Ein gemeinsamer Wissensfundus, wie gemeinsame Vokabeln und Lehrpläne, hilft Teams aus verschiedenen Branchen bei der Zusammenarbeit. Das Handwerk braucht Grundlagen, Code-Skills, Datenverstand und Soft Skills. Gemeinschaftsarbeit und Veranstaltungen bringen Perspektive und Mut. Der nächste Schritt gehört denen, die Neugier mit Disziplin verbinden und das Lernen dauerhaft bleiben lassen.

Podcast Episode: Altes Testen vs. Neues Testen

In dieser Folge spreche ich mit Tibor Csöndes darüber, wie das Testen groß geworden ist und wohin es sich entwickelt. Wir haben live auf der HUSTEF in Budapest aufgezeichnet, einer Konferenz, die er mitgestaltet hat. Tibor erzählt von seinen Wurzeln in der Telekommunikation, wo Automatisierung normal war. Die Werkzeuge ändern sich, das Denken bleibt. Er sieht KI als eine dritte Welle nach CATG und modellbasiertem Testen. Hilfreich, kein Jobräuber. Nutze es, oder die Tester, die es tun, werden deinen Platz einnehmen. Das ISTQB hat uns eine gemeinsame Sprache für alle Branchen gegeben. Lerne die Grundlagen, Automatisierung, KI und die menschlichen Dinge wie klare Botschaften und kritisches Denken.

"Du weißt, dass du in der Regel die schlechte Nachricht überbringen wirst und du musst wissen, wie du die schlechte Nachricht überbringen kannst. Denn die schlechte Nachricht bedeutet nicht, dass du der Bösewicht bist. Vielleicht bist du der gute Kerl, der einen echten Fehler findet, der später dein Unternehmen oder dein Produkt zerstören kann." - Tibor Csöndes

[Tibor Csöndes (www.linkedin.com/in/tiborc) ist ein hochqualifizierter ungarischer Ingenieur und Manager, der sich auf Telekommunikation und Software-Testen spezialisiert hat. Er ist ein Veteran in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Ericsson Hungary Ltd. und hat seine Karriere dort 1997 begonnen.

Derzeit arbeitet er als Line Manager (seit 2009) und ist für das Personalmanagement und die Leitung verschiedener Ingenieurteams in Bereichen wie Komponentenentwicklung und MTAS&CSCF zuständig. Vor seiner Tätigkeit als Manager war er Testarchitekt und Senior Specialist und trug zur TTCN-3-Standardisierung innerhalb der ETSI bei.

Tibor hat einen Doktortitel in Elektrotechnik von der Budapester Universität für Technologie und Wirtschaft (BME). Er ist nach wie vor als Honorarprofessor an der BME tätig, wo er Studierende betreut und an der Anwendung von Optimierungsmethoden zur Lösung komplexer Probleme beim Testen forscht. Als Präsident des Hungarian Testing Board (ISTQB-Mitgliedsgremium) ist er seit 2018 eine prominente Figur in der Branche. Außerdem ist er Organisationsleiter der bekannten HUSTEF-Konferenz, einer wichtigen Veranstaltung für die europäische Gemeinschaft der Software-Tester.

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Highlights der Episode

  • Werkzeuge ändern sich, die Denkweise des Testens bleibt
  • KI ist die dritte Welle nach CATG und modellbasiertem Testen
  • KI unterstützt Tester und ersetzt sie nicht
  • ISTQB gibt Testern eine gemeinsame Sprache für alle Branchen
  • Wachsende Fähigkeiten in den Bereichen Grundlagen, Automatisierung, KI, Kommunikation und kritisches Denken

Die sich ständig verändernde Rolle des Software Testers: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Eine Konferenz, die in Gemeinschaft und Innovation wurzelt

In einer Sonderfolge von "Software Testing Unleashed", die live von der HUSTEF-Konferenz 2025 in Budapest aufgezeichnet wurde, begrüßte Richie den erfahrenen Tester und Testleiter Tibor Csöndes zu einem offenen Gespräch über den Wandel des Berufs des Software-Testers. Beide Redner betonten nicht nur die technischen Veränderungen, sondern auch die Bedeutung von Gemeinschaft, Lernen und Anpassbarkeit in der Welt der Softwarequalität.

The Early Days: Teilungen und Entdeckungen

Zur Einstimmung beschrieb Richie die Atmosphäre des HUSTEF und die zentrale Rolle, die Tibor beim Aufbau und der Aufrechterhaltung der Konferenz im Laufe der Jahre spielte. Tibor tauchte in seine persönliche Geschichte ein und erzählte, wie er vor fast 30 Jahren in die Testbranche einstieg, zu einer Zeit, als das Testen von Software und die Entwicklung noch deutlich voneinander getrennt waren.

Er erzählte von seiner Arbeit in der Telekommunikationsbranche, in der die Testautomatisierung aufgrund der strengen Protokolldefinitionen viel früher als in anderen Branchen unabdingbar wurde. "Testen bedeutete für mich Testautomatisierung", sagte Tibor und erklärte, wie er schon als Student an der Entwicklung von Tools zur Testautomatisierung mitarbeitete. Die frühe Trennung zwischen der Rolle des Testers und der des Entwicklers wurde seiner Erfahrung nach nur von denjenigen überbrückt, die in der Forschung oder der Entwicklung spezieller Tools arbeiteten.

Barrieren abbauen: Kollaboration statt Konkurrenz

Ein immer wiederkehrendes Thema war die Notwendigkeit, Tester und Entwickler miteinander zu verbinden. Richie wies darauf hin, dass die heutigen agilen Prozesse die Zusammenarbeit zwischen diesen Rollen fördern, etwas, das Tibor schon vor zwei Jahrzehnten als seine Aufgabe sah. "Wir müssen diese langen Distanzen und Brücken abbauen und sie miteinander verbinden, damit wir zusammenarbeiten können", betonte Tibor. Auch wenn Fortschritte gemacht wurden, muss der Berufsstand noch weiter voranschreiten.

Verschiebungen bei Tools und Technologie: Von CATG zu AI

Auf die Frage nach den Veränderungen in den letzten 25 Jahren verwies Tibor auf die dramatische Entwicklung bei den Werkzeugen. Von proprietären Programmiersprachen und herstellerunterstützten Tools in den 90er Jahren hat die Branche Phasen wie die computergestützte Testerstellung (CATG) und das modellbasierte Testen durchlaufen. Diese Innovationen scheiterten oft an der Komplexität und der begrenzten Zugänglichkeit.

Jetzt rückt die KI in den Vordergrund. "KI ist besser, weil sie viel weiter verbreitet ist. ... Mehr Tester können sie nutzen, sie ist viel einfacher zu bedienen und viel verständlicher", sagte Tibor. Er warnt jedoch davor, dass die Werkzeuge nur so gut sind wie das kritische Denken und das Fachwissen dahinter: "Sie sollen uns helfen und uns nicht ersetzen."

Richie stimmte dem zu und wies darauf hin, dass KI die Modellierung und Analyse von Anforderungen erleichtert, aber das menschliche Element nicht ersetzt - der Prozess des Hinterfragens, Reflektierens und kritischen Denkens bleibt entscheidend.

Die anhaltende Bedeutung des Lernens

Das Gespräch drehte sich um das Lernen und die berufliche Entwicklung. Tibor betonte, wie wichtig es ist, sich ständig weiterzubilden, sei es durch die Teilnahme an Konferenzen wie dem HUSTEF oder durch die Teilnahme an ISTQB-Schulungen und -Zertifizierungskursen. Der größte Beitrag des ISTQB sei die Etablierung einer gemeinsamen Sprache für Tester/innen und Entwickler/innen, die dazu beiträgt, Terminologie und Frameworks branchenübergreifend zu standardisieren.

Da KI eine immer größere Rolle bei der Automatisierung spielt, müssen sich Tester mit theoretischen Grundlagen, technischen Fähigkeiten und einer Offenheit für neue Tools ausstatten. "Diejenigen Tester, die KI einsetzen, werden uns den Job wegnehmen", warnte er und betonte, dass man auf dem Laufenden bleiben muss.

Jenseits der Technologie: Kommunikation und Gemeinschaft

Technische Fähigkeiten allein sind nicht genug. Tibor betonte, wie wichtig Kommunikationsfähigkeiten sind, vor allem wenn es darum geht, schwierige Nachrichten zu übermitteln, sowie persönliche Qualitäten wie Neugierde und kritisches Denken. Diese Soft Skills, so Tibor, sind genauso wichtig wie das Wissen über die neuesten Tools.

Der gemeinschaftsorientierte Ansatz des Hungarian Testing Board, der durch die Gustev-Konferenz und lokale Lernplattformen veranschaulicht wird, zielt darauf ab, Verbindungen und gemeinsames Lernen zu fördern und die Möglichkeiten für Tester zu erweitern, gemeinsam zu wachsen. Zukünftige Initiativen wie Test-Hackathons ("Testathons") sollen Praktiker/innen ansprechen, die sich sonst nicht an formellen Gemeinschaften oder Standardisierungen beteiligen würden - vielfältige Wege zum Engagement.

Ein Blick in die Zukunft: Ausweitung der Gemeinschaft

Richie schloss mit einem Echo auf Tibors Vision: weitere Internationalisierung, Offenheit und Zugänglichkeit der Welt des Software Testens für alle. Egal, ob du Mitglied der Gemeinschaft wirst, eine Zertifizierung anstrebst oder auf einer Konferenz präsentierst, die Teilnahme und das gemeinsame Lernen sind der Schlüssel zu einem sich weiterentwickelnden und widerstandsfähigen Beruf.

Die Rolle des Software Testers hat sich stark verändert, aber die Grundprinzipien - kritisches Denken, kontinuierliches Lernen und Gemeinschaft - sind geblieben. Auch wenn sich die Werkzeuge weiterentwickeln und KI alltäglich wird, werden Tester, die sich neue Technologien zu eigen machen und gleichzeitig an diesen dauerhaften Fähigkeiten festhalten, die Zukunft der Softwarequalität in den kommenden Jahren mitgestalten.

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