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Warum ich nicht verzweifle

Warum ich nicht verzweifle

"Wer sich immer nur auf das Problem fixiert, macht es größer und größer!" – Richard Seidl

Man könnte schon verzweifeln in dieser Welt. An ganz vielen Schauplätzen passieren gerade ganz schlimme Dinge. Das politische Weltgefüge scheint komplett aus den Fugen geraten und purer Willkür ausgeliefert zu sein. Die Wirtschaftslage ist – sagen wir mal – angespannt und die Preise im Supermarkt hoch. Und in der IT? Ja, hier haben wir seit fast drei Jahren ein neues Spielzeug, was immer mehr für Furore sorgt. Das Internet ist mittlerweile voll von generierten Texten, wo man sich beim Lesen fragt, warum ich hier gerade meine Zeit investiere. SEO ist auf Steroiden. YouTube voll mit schlechten KI-Videos. Und in der Softwareentwicklung haben wir mit Vibe-Coding immer mehr Artefakte mit fragwürdiger Qualität.

Ich merke bei meinen Mentorings und Coachings zunehmend, dass diese Gesamtwetterlage Menschen stresst und beängstigt – was sich natürlich wiederum auf Beruf und Leben auswirkt. Und das sind gar nicht immer so konkrete Ängste – eher diffuse. Eine Unsicherheit, die aber bedrohlich wirkt.

Und ich nehme mich da gar nicht raus. Auch ich habe Tage, an denen ich mich frage: Wo führt das alles hin? Was soll das alles? Und ganz banal: Wie können Menschen trotz aller Entwicklung so viel Chaos und Zerstörung anrichten?

Wenn ich auf diese Fragen sehe, merke ich: Sie bringen mir ja nix. Außer, dass ich mich noch schlechter fühle. Ein Teufelskreis nach unten. Aber wie kann man dem begegnen. Nun, wir Menschen haben die Fähigkeit unser Verhalten zu ändern und neue Strategien zu lernen. Drei davon, die ich mir immer wieder bewusst mache, helfen mir, nicht in Verzweiflung zu versinken, sondern dem besorgniserregenden Unbekannten der Zukunft optimistisch entgegenzulächeln.

Fokus-Wechsel

Ich ärgere mich häufig, wenn mir im Internet Blabla-KI-Texte die Zeit stehlen. Und als Software-Tester sehe ich eine Riesenwelle Dreckssoftware durch Vibe-Coding auf uns zurollen.

Ich kann mich dann aber auch besinnen: Wie viel Routinetätigkeiten mir täglich mittlerweile durch KI und meine kleinen Agenten abgenommen wird. Oder auch, dass wir nun endlich eine Demokratisierung der Softwareentwicklung haben – jeder kann jetzt Software schreiben, was für eine Errungenschaft.

Allein schon diese beiden Gedankenshifts weiten wieder den Möglichkeitenraum für neue, positive Ideen!

Ein Schritt zurück

Eine andere Strategie, die mir immer hilft, ist: Einen Schritt zurücktreten und das Ganze einmal von außen zu betrachten. Alles kommt immer wieder (und verschwindet auch wieder). Metaverse, 3-DDruck, zentrale IT vs. dezentrale IT ... alles hat irgendwann Mode ... dann wieder nicht ... dann wieder schon ... und irgendwas bleibt produktiv dabei übrig.

Es gibt auch einen schönen Spruch, der bei mir an der Pinnwand hängt: "Harte Zeiten schaffen starke Menschen. Starke Menschen schaffen gute Zeiten. Gute Zeiten schaffen schwache Menschen. Und schwache Menschen schaffen harte Zeiten." Wir sind wohl gerade am Anfang der letzten Phase. Das heißt aber auch: Danach gehts wieder von vorne los.

Stoizismus

Und immer wieder die Ideen der alten Stoiker:

  • Unterscheide, was du kontrollieren kannst und was nicht. Handle bei dem, was du beeinflussen kannst – akzeptiere den Rest mit Gleichmut.
  • Nicht was passiert, sondern wie du dich verhältst, entscheidet über dein Glück.
  • Nicht die Dinge selbst beunruhigen uns, sondern unsere Meinungen über die Dinge. Also:

Hirn einschalten.

Ja, alles ist grade wild. Aber kein Grund zu verzagen. Der Mensch ist immer nur in Krisen gewachsen. So entsteht Neues und Innovation.

Hilft nicht immer. Aber oft.