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Qualität ist kein Zufall

Qualität ist kein Zufall

Qualität entsteht in einem Umfeld, das Menschen inspiriert, sorgfältig und innovativ zu arbeiten. Dies wird durch die Auszeichnung mit dem Deutschen Preis für Softwarequalität unterstrichen. Neben technischen Aspekten spielt die menschliche Komponente eine entscheidende Rolle. Der Diskurs richtet den Fokus auf die Zukunft von Mensch und KI im Testing, mit einem klaren Blick auf die Herausforderungen und Chancen dieser Koexistenz.

Podcast Episode: Qualität ist kein Zufall

In dieser Episode bin ich Gast in meinem eigenen Podcast. Und Florian Fieber übernimmt dieses mal die Moderation. Warum? Nun, es gibt einen Anlass: Ich wurde dieses Jahr mit dem Deutschen Preis für Softwarequalität ausgezeichnet. In unserem Gespräch sprechen wir über den Hintergrund, den Podcast und über die menschliche Komponente in der Technologieentwicklung. Qualität ist für mich mehr als nur Testdaten und Skripte. Es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem Teams Qualität leben können. Wir werfen auch einen Blick auf die zukünftige Rolle der Menschen und der KI im Testing.

"Wenn ein Team wirklich Qualität lebt und nicht nur Testfälle schrubbt, dann ist das ganze Thema auf einem völlig anderen Level angekommen!" - Richard Seidl

Richie ist Experte für Software-Qualität und Agilität und leidenschaftlicher Zukunftsoptimist. Als Berater, Coach und Mentor unterstützt er Konzerne, Startups und KMUs auf ihrem Weg zu mehr Qualität in ihrer Software. Er hat in seiner beruflichen Laufbahn schon viel Software gesehen: gute und schlechte, große und kleine, neue und alte. Software so schön, dass man weinen könnte und auch solche, bei der sich die Fußnägel aufrollen. Für ihn ist klar: Wer heute exzellente Software kreieren möchte, denkt den Entwicklungsprozess ganzheitlich: Menschen, Kontext, Methoden und Tools – erst wenn alles zusammenspielt, entsteht ein Mindset für Potentialentfaltung und Innovation.Seine Erfahrungen teilt er in mehreren Fachbüchern, Fachartikeln und Vorträgen.

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Highlights der Episode

  • Menschliche Faktoren sind entscheidend für Softwarequalität.
  • Qualität geht über Testdaten und Skripte hinaus.
  • Teams müssen ein Qualitätsumfeld aktiv gestalten.
  • Die Zukunft des Testings liegt in der Mensch-KI-Kollaboration.
  • Preisgekrönte Arbeit inspiriert zum Weiterdenken über Technologien.

Warum gute Softwarequalität mehr ist als Technik: Der Mensch im Mittelpunkt

Ein Preis für Haltung, nicht nur Methode

Richie Seidl bekam in diesem Jahr den Deutschen Preis für Softwarequalität verliehen. Wer die Podcastfolge hört oder liest, merkt schnell: Es geht um viel mehr als saubere Testprotokolle oder ausgeklügelte Testwerkzeuge. Im Zentrum steht ein Gedanke, den Richie immer wieder betont: Ohne den Menschen läuft in Sachen Qualität nichts. Nicht nur Technik und Prozesse entscheiden über gute Software. Es zählt die Haltung, also wie wir über Fehler, Zusammenarbeit und Kommunikation denken.

Richie erzählt, dass dieser Ansatz aus eigener Erfahrung entstanden ist. In Projekten, in denen Methoden und Tools zwar top waren, aber das Team nicht "abgeholt" wurde, stockte die Qualität. Frust entstand. Der entscheidende Wandel kam, als er begriff: Menschen brauchen Wertschätzung, Raum für Fragen, Vertrauen. Qualität ist dann keine abgegrenzte Tätigkeit mehr, sondern wird im Team gelebt – fast selbstverständlich.

Soft Skills? Unverzichtbar im Testing

Dieses Bild vom Tester als stiller "Nerd" ist längst überholt. Richie beschreibt, wie Tester heute Fädenzieher, Fragesteller und Netzwerker sind. Keine Software kommt ohne Test aus, aber Erfolg gibt es nur, wenn jemand Menschen verbindet, Informationen sammelt und verständlich kommuniziert. Tester sind die, die das große Ganze sehen. Deshalb kommen so viele Quereinsteiger ins Testing: Künstler, Geisteswissenschaftler oder Experten aus anderen Bereichen bringen andere Perspektiven mit, bereichern Teams und helfen, bessere Produkte zu bauen.

Auch aktuelle Forschung, berichtet Richie, unterstützt das: Soft Skills wie Kommunikation, Empathie und Neugier zählen mehr denn je. Nicht umsonst werden Themen wie psychische Gesundheit, Imposter-Syndrom oder Resilienz im Podcast immer wieder angesprochen und bekommen viel positives Feedback.

Grundlagenwissen bleibt - KI ist kein Allheilmittel

Trotz aller Veränderungen bleiben die Basics wichtig. Richie betont, dass jeder im Team Grundverständnis für Testmethoden haben sollte. Äquivalenzklassen, Testarten, Teststufen – das ist kein Fossilwissen, sondern hilft weiterhin, die Arbeit der Maschine und der Menschen zu bewerten. Denn auch, wenn KI inzwischen viele Testfälle generieren kann: Ein erfahrener Tester muss die Ergebnisse einschätzen und verstehen. Technik ist Werkzeug, aber nicht das Ziel.

Das führt zur Diskussion über KI. Wird sie den Menschen im Testing ersetzen? Richie sieht das gelassen: Testing ist und bleibt People Business. Vertrauen entsteht zwischen Menschen, nicht zwischen Entwickler und Maschine. Ein Mensch schreibt den Testbericht, evaluiert Risiken und sorgt dafür, dass nicht irgendeine Software, sondern die richtige Software ausgeliefert wird.

Wissen teilen: Der Podcast als Communityplattform

Dass Richie seit über 150 Folgen einen Podcast betreibt, kommt nicht von ungefähr. Schon vor dem Start hat er den Austausch gesucht, zuerst schriftlich, später im Gespräch. Im Podcast lädt er regelmäßig Expertinnen und Experten ein, stellt praktische Fragen oder diskutiert softskills-lastige Themen. Die Motivation: Wissen zurückgeben, das er selbst durch die Community, auf Konferenzen und aus Büchern bekommen hat.

Der Podcast ist dabei mehr als ein Hobby. Er schafft eine Anlaufstelle für deutschsprachige und internationale Zuhörer, die testübergreifend denken wollen. Weil das Feedback für englische Folgen immer mehr wurde, gibt es nun sogar einen Spin-off: "Software Testing Unleashed" bringt internationale Stimmen und Perspektiven ins Spiel.

Menschlichkeit als Investition in Qualität

Zum Schluss bleibt ein zentraler Punkt: Leidenschaft und menschliche Neugier sind keine Soft Topics. Sie entscheiden darüber, ob Teams wachsen, aus Fehlern lernen und am Ende wirklich bessere Software entsteht. Wer nur Prozesse und Tools im Blick hat, übersieht das Wichtigste – die Menschen. Der Deutsche Preis für Softwarequalität zeigt: Nicht nur technische Skills, sondern Haltung, Kommunikation und Mut zum Fragenstellen werden belohnt.

Das Fazit lautet: Gute Softwarequalität braucht Technik, Organisation, aber vor allem den Menschen – und eine Community, die miteinander spricht.

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