Interview mit Armin Metzger 

 13. Mai 2022

Dr. Armin Metzger hat über 25 Jahre Erfahrung in Softwareentwicklung und -test in Industrie- und Forschungsprojekten und internationalen Gremien. Seit 2018 ist er Geschäftsführer des German Testing Board e.V. (GTB).

Logo German Testing Board

Welchen Herausforderungen muss sich Software Testing in der Zukunft stellen?

Veränderungen der technologischen Plattformen sind wir seit jeher gewohnt. Damit werden wir gut zurechtkommen, wenn wir am Ball bleiben. Größere Herausforderungen sehe ich in der zunehmenden Abhängigkeit von Software und deren Durchdringung bis hin in unserem Alltag. Das verschiebt die Prioritäten der zu testenden Qualitätsmerkmale. Man denke nur an Gebrauchstauglichkeit und IT-Sicherheit, welche immer noch oft zu wenig Beachtung finden. Zudem wandelt sich das Testen als Folge der agilen Transformation zunehmend von einer unabhängigen und selbständigen Funktion mit eigenen Organisationseinheiten hin zu einer integralen Aufgabe der Entwicklungsteams.

Welche Ideen oder Lösungen könnten diese Herausforderungen adressieren?

Natürlich werden sich mit den technologischen Entwicklungen auch die Testmethoden verbessern und neue Techniken werden entstehen. Aber vor allem müssen wir vor dem Hintergrund der genannten Herausforderungen das Bewusstsein für die Qualität als Schlüsselfaktor für den Projekt- und Produkterfolg und damit die Akzeptanz und Management-Unterstützung für das Testen stärken. Und natürlich müssen wir dafür Sorge tragen, dass die für einen professionellen und systematischen Test benötigten Expertisen auch in der Organisation vollständig vorhanden und passend zum jeweiligen Prozessmodell adäquat personell verteilt sind.

Wie sieht Future Testing aus? Wie werden wir testen?

Wir entwickeln für zunehmend vernetzte und volatile Anwendungsumgebungen. Die Systeme werden sich daher auch zunehmend selbständig an die volatile Umgebung anpassen müssen. Das statische und deterministische Testszenario im Labor wird dafür immer weniger geeignet sein. Bisher eher am Rande oder nur in bestimmten Branchen genutzte Konzepte wie Simulation oder Produktzertifizierung sind Startpunkte für mögliche (zusätzliche) Lösungsansätze und die Qualitätssicherung muss sich bis in die Produktivumgebung verschieben. Die nichtfunktionalen Qualitätsmerkmale wie IT-Sicherheit werden an Bedeutung gewinnen und auch ethische Fragestellungen müssen Betrachtung finden.

Wie können sich Tester und Testmanager heute bereits darauf vorbereiten?

Die Maßnahmen ergeben sich aus den Herausforderungen. Es gilt, das Testen als Voraussetzung für den Projekterfolg in den agilen Teams und im Management kontinuierlich weiter zu etablieren. Marketing für das Testen selbst. Und es gilt, gerade in den agilen Teams, die dafür benötigten Skills zu stärken und zu verbessern, eventuell auch erst aufzubauen. Akzeptanz, Budgets und Skills haben sich in den letzten Jahren eher verschlechtert, wie unter anderem die Softwaretest Umfrage 2020 und der World Quality Report 2020-21 aufzeigen. Bauen Sie eine ausgeprägte Kultur einer Qualitätssicherungs-Community auf. Und schulen Sie die Teams entlang der Veränderung der technischen und prozessoralen Anforderungen. Nicht ganz uneigennützig möchte ich hier natürlich auf das weltweit etablierte Standardschema für Schulungen zum Thema Testen hinweisen, den ISTQB Certified Tester.