Qualität sichtbar machen. Ein pragmatischer Ansatz zeigt, wie Teams ihre Wertschöpfung vom Start- bis zum Endereignis auf einer Wand kartieren. Im Stehen, mit allen Rollen, im echten Ist-Zustand. Fehler werden mit Klebeband markiert. Daraus entstehen fokussierte 50-Prozent-Lösungen, konkrete Ziele und nächste Schritte. Entscheidend sind neutrale Moderation, psychologische Sicherheit und eine klare Trennung von Managementrunden.
In dieser Episode spreche ich mit Georg Haupt über Quality Storming, ein Workshop-Format für echte Qualität. Georg verknüpft hier seine Erfahrung als Koch mit Themen aus der NASA und Event Storming. Da kann ja nur was Spannends rauskommen. Quality Storming macht Fehler mit Kreppband sicht- und spürbar. Entscheidend sind Moderation und Offenheit.
"Und da habe ich halt zwei Welten miteinander verheiratet, die eigentlich nicht zusammengehören. Und zwar einmal die Welt der Küche und Lebensmittelverarbeitung und eben die Welt der IT Technik" - Georg Haupt
Georg Haupt ist Quality Evangelist und sein Motto lautet: „Aus der Praxis für die Praxis!“Seine Mission ist es, die Wichtigkeit von Qualität in die Teams zu tragen.
Seine berufliche Historie ist sehr spannend und vielfältig, vom Koch zum Test-Guru. Dadurch hat er viele Perspektiven gewonnen, die permanent in seine Arbeit einfließen.
Als Test- und Qualitäts-Management-Experte blickt er auf 20 Jahre praktische Erfahrung für sowohl agile als auch klassische Soft- und Hardwaretests zurück.
Das Entwickeln und Etablieren von neuen Workshopformaten, Gamifikation, Testmethoden und Prozessen ist für ihr langjährige Praxis. Dies ist besonders wichtig bei der Einführung von teamübergreifenden Test- und Testmanagementwerkzeugen und Prozessen.
Privat ist er ein experimentell verspielter Smart Home-Technikfreak. Und dazu seit über 30 Jahren als DJ, Webradiomoderator und Cineast unterwegs.
Software richtig zu testen wirkt oft wie ein endloses Puzzlespiel. Fehler tauchen auf, obwohl Prozesse scheinbar klar definiert sind. Doch wie viele davon entstehen nicht im eigentlichen Code, sondern viel früher – im Arbeitsablauf? In der Podcastfolge "quality-storming" hat Richie dieses Thema mit Georg Haupt beleuchtet. Georg stellt ein Workshop-Format vor, das hilft, die wahren Schwachstellen im Softwareprozess zu finden: Quality Storming.
Quality Storming ist ein moderierter Workshop, der den echten Entwicklungsprozess einer Software sichtbar und begreifbar macht. Man startet mit einem klaren Anfang und Ende – zum Beispiel "Die Idee für eine Software ist geboren" und "Das Feature wird vom Kunden genutzt". Dazwischen kleben alle Teilnehmenden Zettel an die Wand, die jeden Schritt des Prozesses aus ihrer Sicht zeigen. Mit dabei sind Leute aus dem Test, der Entwicklung, Support, Projektmanagement und manchmal sogar dem Management.
Das Ziel? Nicht die Dokufassung des Prozesses aus dem Handbuch, sondern der gelebte Alltag. Wo liegen die Stolpersteine, welchen Weg nimmt ein Fehler durch das System? Was passiert wirklich zwischen Anforderung, erstem Code, Tests und Auslieferung?
Georg Haupt kommt ursprünglich aus der Küche. Als Koch lernte er das HACCP-Prinzip – eine Methode, mit der die NASA garantiert hat, dass Astronauten keine verdorbenen Lebensmittel bekommen. Im Prinzip geht es um die Kontrolle der wichtigen Punkte im Prozess: Wo kann etwas schiefgehen? Wie verhindere ich das? HACCP ist heute in Lebensmittelfirmen Standard.
Später trifft Georg in der IT auf Event Storming, ein Format aus dem Domain Driven Design. Beide Welten verbindet er im Quality Storming. Im Workshop werden Fehler und Schwachstellen nicht nur besprochen, sondern erlebbar gemacht – zum Beispiel mit einem Band, das als "Fehlerlinie" quer durch den Raum gespannt wird. Wer darüber steigen muss, merkt schnell, wie nervig solche Fehler wirklich sind.
Im Quality Storming wird nichts beschönigt. Die Teilnehmenden diskutieren, wie Prozesse in Wirklichkeit ablaufen. Die Moderation sorgt dafür, dass kein "Fingerpointing" stattfindet. Es geht nicht um Schuld, sondern darum, Schwachstellen gemeinsam zu entdecken.
Viele erleben den Prozess zum ersten Mal als Ganzes. Plötzlich zeigt sich, dass Testfälle oft zu früh oder zu spät geschrieben werden, dass wichtige Informationen fehlen oder dass Teams gar nicht wissen, was die anderen eigentlich tun. Die Diskussionen sind manchmal hitzig, aber genau das ist der Punkt: Nur so können alle begreifen, wo die Ursachen der Fehler liegen.
Dazu kommt die körperliche Erfahrung: Wenn das Band als Fehlerlinie quer im Raum hängt und man immer wieder darunter durchkriechen muss, spürt jeder am eigenen Leib, wie störend Fehler für den Arbeitsfluss sind.
Quality Storming ist mehr als ein Meeting. Es bietet Methoden, um echte Prozessverbesserung greifbar zu machen. Beispielsweise werden die wichtigsten Fehler aus dem letzten Sprint besprochen, das Band zeigt, wo sie aufgetreten sind. Danach suchen alle gemeinsam Wege, das Band – und damit den Weg des Fehlers – zu verkürzen. Die Gruppe markiert im Workshop mit Blitzen Stellen, wo Unklarheiten auftreten. Anschließend bilden sich Teams, die konkrete Lösungen erarbeiten und diese in den nächsten Wochen umsetzen.
Auch die Ursachenanalyse spielt eine Rolle. Warum passieren Fehler überhaupt? Oft liegt es an Kommunikationslücken, zu komplexen Aufgaben auf einmal oder fehlenden Informationen. Das Workshop-Format deckt blinde Flecken auf und regt die Teilnehmenden an, ganz neue Wege zu denken.
Quality Storming bindet Menschen aus verschiedenen Bereichen ein. Viele lernen erstmals, was andere Teams wirklich machen. Neue Kontakte entstehen, Kommunikation wird einfacher – auch nach dem Workshop. Der Prozess ist nahbar, anschaulich und haptisch. Dadurch bleibt das Gelernte hängen und die Motivation, Veränderungen wirklich umzusetzen, steigt.
Wie Georg Haupt zusammenfasst, lebt Qualität vor allem von guter Vorbereitung, offener Kommunikation und Teamarbeit. In der Software, wie in der Küche, entscheidet der Prozess. Quality Storming bringt Menschen zusammen, deckt Schwächen auf und macht Verbesserungen spürbar – und das ist oft viel wirkungsvoller als jedes klassische Assessment. Wer ehrlich auf seinen Ablauf blickt, findet den Weg zu besserer Software ohne Umwege.