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Vertrauen wird nicht durch Prozesse geschaffen - Richard Seidl

Geschrieben von Richard Seidl | 18.12.2025

Moderne Softwarearbeit bewegt sich zwischen Geschwindigkeit, Risiko und Schadensausmaß des Risikos. Kleine Feedbackschleifen, gemeinsame Verantwortung und intelligente Automatisierung halten die Qualität hoch. Das Testen wird vom Tor zum Wegweiser. Daten sind sehr hilfreich, aber der Kontext ist immer noch entscheidend. Die Produktentdeckung verbindet den Code mit den tatsächlichen Bedürfnissen. Fernarbeit verändert die Gewohnheiten und macht Vertrauen zu einer Gestaltungsaufgabe. Regeln sind wichtig, aber echter Fortschritt entsteht durch einfache Vereinbarungen darüber, was gut ist.

Podcast Episode: Vertrauen wird nicht durch Prozesse geschaffen

In dieser Folge spreche ich mit Yuliia Pieskova über informelle Netzwerke in Software-Teams. Wir erforschen, wie spontane Verbindungen das Vertrauen, die Geschwindigkeit und die Qualität in Remote- und Hybrid-Teams steigern. Formelle Charts setzen Grenzen, die Menschen verschieben ihre Arbeit durch Freunde. Yuliia erzählt Geschichten von Startups, Hackathons und Produktentdeckungen, bei denen teamübergreifende Gruppen Benutzer beobachten, Ideen austauschen und dann mit einem gemeinsamen Kontext zurückkehren. Fernarbeit legt alte Risse frei, ebnet aber Standorte und öffnet Türen für neue Verbindungen.

"Jedes Mal, wenn wir in ein Team, in eine Gruppe von Menschen kommen, werden wir Teil dieses informellen Netzwerks und das beeinflusst auch unser Verhalten." - Yuliia Pieskova

Yuliia Pieskova ist Mitbegründerin von Alpha Affinity, einem Daten-Startup, sowie zertifizierter Agile und Organizational Coach und Beraterin mit über 13 Jahren IT-Erfahrung in operativen und leitenden Funktionen. Sie hat erfolgreich Startups bei der Skalierung begleitet, verteilte internationale Produktteams von Grund auf aufgebaut und mit Unternehmen wie SimCorp und SAP bei komplexen Transformationen und Change-Management-Initiativen zusammengearbeitet. Als Mitarbeiterin der Agile Alliance und [Keynote Speaker] (https://www.yuliia.co) treibt Yuliia zukunftsweisende Diskussionen über agile Praktiken, Remote Work und neue Technologien voran. Außerdem konzipiert und leitet sie KI-Workshops und -Schulungen, in denen sie Führungskräften und Coaches praktische Werkzeuge an die Hand gibt, um KI nahtlos in ihre Arbeitsabläufe zu integrieren.

Highlights der Episode

  • Informelle Beziehungen erhöhen das Vertrauen, die Geschwindigkeit und die Qualität in Remote- und Hybrid-Teams.
  • Menschen bewegen ihre Arbeit durch Beziehungen, nicht durch Berichtslinien.
  • Tester fungieren als Bindeglied zwischen den Teams.
  • Fernarbeit deckt Lücken auf und schafft neue Verbindungsfähigkeiten.
  • Räume gestalten und Kommunikationsstile anpassen, um informelle Verbindungen zu unterstützen.

The Power of Informal Networks in Software Development

Bei Software Testing Unleashed gab es kürzlich eine faszinierende Diskussion zwischen Richie, Moderator und Software-Qualitätscoach, und Richie, Mitbegründer von Alpha Affinity. In der Folge ging es darum, welchen Einfluss informelle Netzwerke auf Softwareteams haben - vor allem, wenn Remote- und Hybridarbeit zur Norm werden. Wir fassen die Erkenntnisse und praktischen Tipps aus dem Gespräch zusammen.

Informelle Netzwerke verstehen: Jenseits des Organigramms

Richie und Richie waren sich einig: Die offizielle Struktur eines Unternehmens spiegelt nur selten wider, wie die Arbeit tatsächlich erledigt wird. Sicher, Organigramme dokumentieren, wer wem unterstellt ist, und formale Prozesse legen die Kommunikationswege fest. Richie betonte jedoch, dass informelle Netzwerke, die aus organischer, freiwilliger Zusammenarbeit bestehen, die Art und Weise bestimmen, wie Teams Probleme lösen, Wissen teilen und Vertrauen aufbauen.

Sie nannte ein alltägliches Beispiel: Wenn du Hilfe brauchst, wendest du dich vielleicht nicht immer an deinen unmittelbaren Teamkollegen oder Vorgesetzten. Stattdessen wendest du dich oft an jemanden, dem du vertraust, unabhängig von dessen Position in der Hierarchie. Diese ungeschriebenen Interaktionen führen oft zu höherer Motivation und besseren Ergebnissen, denn wir Menschen ziehen es vor, mit Menschen zu arbeiten, mit denen wir uns gut verstehen und die wir selbst wählen.

Wie informelle Netzwerke entstehen

Die Bildung von informellen Netzwerken wird nicht erzwungen, sondern von den Umständen und der Persönlichkeit geprägt. Richie beschrieb zwei Perspektiven: das, was du natürlich fühlst, und das, was die Forschung über menschliche Verbindungsfähigkeit am Arbeitsplatz zeigt. Sie berichtete von der Einstellung eines Junior-Entwicklers, der nicht streng geführt wurde, sondern dazu ermutigt wurde, sich mit anderen Abteilungen auszutauschen und zu verbinden. Das Ergebnis? Der Entwickler wurde effektiver und engagierter und knüpfte wertvolle Beziehungen außerhalb seines direkten Umfelds.

Die wichtigste Erkenntnis: Menschen fühlen sich zu anderen hingezogen, wenn sie gemeinsame Interessen, Vertrauen und ein Gefühl der Sicherheit haben. Wenn Unternehmen Raum für diese organischen Begegnungen schaffen - sei es durch Hackathons, abteilungsübergreifende Projekte oder einfache "Kaffeekränzchen" - entwickeln sich die Netzwerke und wachsen.

Warum informelle Netzwerke wichtig sind - besonders jetzt

Unternehmen versuchen normalerweise, alles durch Prozesse und Richtlinien zu strukturieren, aber in dieser Folge wurde in Frage gestellt, ob starre formale Strukturen in der heutigen, sich schnell verändernden Umgebung ausreichen. Richie argumentierte, dass informelle Netzwerke Unternehmen widerstandsfähiger machen. Wenn etwas schief läuft, sind es selten die dokumentierten Prozesse, die den Tag retten. Stattdessen sind es die vertrauensvollen Beziehungen, die die Anpassungsfähigkeit beschleunigen, neue Ideen hervorbringen und es den Teams ermöglichen, Risiken gemeinsam zu managen.

Vertrauen ist das Herzstück dieser Netzwerke. Man kann Vertrauen nicht durch ein Firmenmemo verordnen - es entsteht durch echte Erfahrungen, gegenseitige Unterstützung und offene Gespräche. Wenn Teams diese Grundlage haben, bewegen sie sich schneller, passen sich besser an und bewältigen Veränderungen mit viel weniger Stress.

Fern- und Hybridarbeit: Die neue Herausforderung

Fernarbeit verstärkt die bestehenden Stärken und Schwächen der Arbeitsplatzkultur. Richie wies darauf hin, dass Teams, in denen bereits ein informelles Vertrauensverhältnis bestand, reibungsloser auf die Zusammenarbeit per Fernzugriff umsteigen konnten. Wenn das nicht der Fall ist, können selbst einfache Dinge - wie z. B. dass jemand seine Kamera ausschaltet - zu Misstrauen oder Unbehagen führen.

Um das Fehlen von Gesprächen auf dem Flur oder improvisierten Kaffeepausen zu kompensieren, brauchen Unternehmen Instrumente und Rituale, die für ein gewisses Maß an Zufälligkeit und Spontaneität sorgen. Virtuelle Hackathons, offene Brainstorming-Sitzungen und sogar absichtliche standortübergreifende Projekte können dabei helfen, diese wichtigen, informellen Brücken zwischen Menschen zu bauen.

Unterstützung von Introvertierten und unterschiedlichen Arbeitsstilen

Eine wichtige Frage von Richie war, wie man Menschen, die weniger kontaktfreudig sind, helfen kann, auf natürliche Weise Verbindungen aufzubauen. Richie schlug vor, bei diesen Teammitgliedern mehr Wert auf Qualität als auf Quantität zu legen: tiefe, bedeutungsvolle Verbindungen sind wichtiger als ein weites Netz von dünnen Bindungen. Es geht darum, einladende Räume zu schaffen und echte Einladungen auszusprechen, nicht darum, die Teilnahme zu erzwingen. Ein persönliches Gespräch und der Aufbau von Vertrauen auf individueller Ebene können introvertierten Menschen Türen öffnen, wenn sie es wollen.

Praktische Maßnahmen für Führungskräfte und Teams

Wie können Unternehmen also die richtige Art von informellen Verbindungen fördern?

  • Fördern Sie die Abstimmung: Sprich im Team offen über Kommunikationsstile und Vorlieben. Sprich kulturelle Unterschiede an und baue frühzeitig Verständnis auf.

  • Zusammenarbeit vorleben: Bringe Neuankömmlinge mit angesehenen, gut vernetzten Teammitgliedern zusammen, um ihnen die Integration zu erleichtern und sie mit informellen Netzwerken bekannt zu machen.

  • Schaffe Raum für Glücksmomente: Veranstalte funktionsübergreifende Events, Hackathons und zwanglose Zusammenkünfte, die nicht zur Teilnahme zwingen, sondern Möglichkeiten bieten.

  • Unterstütze individuelle Bedürfnisse: Lass die Menschen in ihrem eigenen Tempo Verbindungen knüpfen und schreibe ihnen keine "Networking-Quoten" vor

Die informelle Seite des Arbeitslebens ist nicht nur ein "nice to have" - sie ist die Grundlage für vertrauensvolle und leistungsstarke Teams, besonders in abgelegenen und sich ständig verändernden Umgebungen. Richie und Richie erinnern uns daran, dass sich die Investition in diese echten menschlichen Verbindungen jeden Tag in Form von Softwarequalität, Kreativität und einem gesunden Unternehmen auszahlt.

Wenn du das nächste Mal über Prozessverbesserungen nachdenkst, vergiss nicht die Macht des Netzwerks, das sich nicht in einem Organigramm abbilden lässt.